Nicole Dennis-Benn – Here Comes the Sun

Nicole Dennis-Benn - Here Comes the Sun

Here Comes the Sun erzählt vom Leben einer Gruppe von Frauen in einer kleinen Gemeinde in Jamaika. Das Leben hat sie doppelt gestraft. Sie sind Frauen und schwarz und sie alle wissen: „God nuh like ugly.

Da wäre zum einem Margot, die in einem Luxushotel arbeitet, wo die Hilfskräfte schwarz und die Gäste weiß sind. Margot hat zwei Geheimnisse: Dass sie ihren Körper an die Gäste des Hotels verkauft und dass sie nachts, nach diesen Begegnungen, von den Armen ihrer Liebhaberin Verdene empfangen wird. Sie opfert sich für ihre Schwester Thandi, die eine katholische Privatschule besucht und damit die strahlende Hoffnung ihrer Familie darstellt. Denn Thandis Haut ist von solch einem tiefen schwarz, dass ein weißer Mann, ein reicher Mann, sie nie lieben könnte und so kann sie sich nur auf ihren Verstand verlassen, um sich und ihre Familie zu retten. Doch Thandi will nicht die Schule abschließen und studieren, sie will zeichnen und weiß wie die heilige Jungfrau Maria sein. Und malträtiert ihren Körper dafür sogar mit einer Bleachingcreme. Nicole Dennis-Bennrückt in ihrem Debütroman aber auch immer wieder die Mutter der Schwestern und Verdene in den Mittelpunkt. Kaum hat man das Gefühl eine der Figuren zu kennen, zeigen sie sich in einem neuen Licht. Schicht um Schicht wird freigelegt und dabei gelingt Dennis-Benn mit einer unvorstellbaren Empathie das, woran selbst alteingesessene Autoren manches Mal scheitern: dass sich ihre Charaktere echt anfühlen. Dabei wird nach und nach klar, dass in dieser Geschichte keine der Frauen, egal wie sie auch auf den ersten Blick oder den ersten Seiten wirken mögen, sich in simple Kategorien wie gut und schlecht einteilen lässt.

Dennis-Benn Mikroskop-gleicher Blick auf ihre Charaktere erreicht am Ende ein Tempo, das im besten Sinne an einen Thriller erinnert. Sie lässt ihre Charaktere dabei durchweg in Patois sprechen, der Kreolsprache Jamaikas. Dadurch bekommt der Roman – gepaart mit den Bildern, die Dennis-Benn heraufbeschwört – einen ganz eigenen Rhythmus, der einen zuerst in die Geschichte zieht und sich dann in das eigene Denken einschleicht. Wer auch immer den Roman ins Deutsche übersetzen darf, steht vor einer gewaltigen Aufgabe.

Here Comes the Sun erzählt vom scheinbaren Paradies und den Traumata, denen seine Bewohnerinnen begegnen, davon wie sie trotzdem überleben und was sie bereit sind dafür zu tun. Darüber hinaus ist es aber auch ein Versprechen von Nicole Dennis-Benn, einer neuen Stimme, die etwas zu sagen hat. Ich wünsche ihr, dass ihr möglichst viele Leser*innen zuhören werden.

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