Inas Mutter hat endgültig die Bühne verlassen. Die einst aufstrebende Theaterschauspielerin, die sich zum Ende ihres Lebens dem Alkohol hingegeben hat, ist bei einem Autounfall gestorben. Ina weiß nicht, was oder ob sie überhaupt etwas fühlen soll. Aus den Requisiten vom Leben der Mutter versucht die Tochter ein Stück mit fünf Akten zusammenzusetzen. Alles, was sie findet, sind Fragmente, die sich nicht eindeutig interpretieren lassen. Alles, was zurückbleibt, ist die Überflüssigkeit der Dinge.
Es ist Shakespeares Sommernachtstraum, welches die Dinge in Bewegung setzt. Der Vater, den Ina nie kennen gelernt hat, kehrt nach Hamburg zurück, um das Stück zu inszenieren, an das gleiche Haus, wo er vor vielen Jahren Inas Mutter kennen gelernt und verlassen hat, bevor er von der Existenz seiner Tochter erfahren konnte. Ina nimmt in der Kantine des Theaters einen Aushilfsjob an, hier am Theater beginnt wie auch bei Shakespeare das Stück im Stück. Liebe und Verrat sind seine Motive. Zusammen bilden sie den Stoff, aus dem die besten Dramen gemacht sind.
Es ist ein vorläufiges Leben, welches Ina führt, bestehend aus einer vorläufigen Wohnsituation und vorläufigen Jobs. Sie streift durch die Straßen Hamburgs und beobachtet, Beobachtungen, die auch Regieanweisungen eines Theaterstücks sein könnten. Und wir, als Leser*innen, schauen Ina zu, die den Menschen auf der Bühne zuschaut. Sie selbst ist das Publikum, sie greift nicht in das Geschehen ein.
Am Theater beobachtet sie aus der Ferne ihren Vater – und lernt auch die Schauspielerin Paula kennen. Und damit die Dinge, die größer und schwerer werden, wenn man sie ausspricht, sie in die Welt lässt, in der sie nichts zu suchen haben. Vielleicht ist es doch nicht zu spät für Ina, vielleicht hat sie das Leben in ihrer Rolle als Zuschauerin doch noch nicht verpasst.
Die Überflüssigkeit der Dinge von Janna Steenfatt zeichnet sich durch ein ruhiges und klassisches Erzählen aus. Wie ein Debüt liest sich der Roman allerdings nicht. Denn Janna Steenfatt schreibt so souverän und klar, wie eine Autorin, die in ihrem Leben nichts anderes gemacht hat, als Romane zu schreiben.
Zuletzt ist von Janna Steenfatt ein Text in der Sammlung Brotjobs und Literatur im Verbrecher Verlag erschienen.